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Auf die Methodik kommt es an
Die Weiterentwicklung dieser “methodischen Grundlagen” ist das Kerngebiet des Zentrums für Röntgenanalytik der Empa. Die Kombination verschiedener Röntgenverfahren hat dazu beigetragen, dass das Forschungsteam der Empa und zahlreiche Industriepartner im Zentrum für Röntgenanalytik immer kleinere Strukturen analysieren und sogar dynamische Prozesse in Echtzeit beobachten können. Dabei spielt – neben viel Know-how – auch der technologische Fortschritt eine entscheidende Rolle: präzisere Detektoren, leistungsfähigere Röntgengeräte, schnellere Prozessoren, bessere Software zur Datenanalyse. “Vor 30 Jahren hätte ich nicht einmal davon geträumt, dass wir irgendwann molekulare Interaktionen in Echtzeit werden anschauen und analysieren könnten”, erzählt Antonia Neels. Bis zu fünf Tage brauchte sie in ihrer Zeit als Doktorandin für eine Kristallstrukturanalyse. Auch deshalb begann Neels früh, sich nicht nur für Kristalle und andere Materialien zu interessieren, sondern auch für die Methodik ihrer Untersuchung.
Es war dieses Interesse, das die gebürtige Berlinerin 2008 ans Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique (CSEM) in Neuenburg führte – ein wegweisender Karriereschritt weg von der universitären Grundlagenforschung, hin zur angewandten Materialforschung. Unter Prof. Alex Dommann baute sie am CSEM ein Röntgenlabor auf, um Defekte und Spannungen in Halbleitermaterialien und -bauelementen zerstörungsfrei zu untersuchen und zu testen – beispielsweise Drucksensoren. 2014 übernahm sie in ähnlicher Mission die Leitung des Zentrums für Röntgenanalytik der Empa. Mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen entwickelte sie ein Labor, das Methoden der Röntgenbeugung und Röntgenstreuung mit hochauflösenden Bildgebungsverfahren kombiniert und damit heute europaweit einzigartig ist.
Mensch und Material
Gerade für die Halbleiterindustrie, wo zerstörungsfreie Testverfahren von Kristallstrukturen wie Silizium ein Schlüsselfaktor sind, macht diese Kombination der Methoden Sinn. “Die Kristallographie zur Bewertung von Dehnungen und Defekten in Verbindung mit der Morphologie, also der Visualisierung von eventuellen Rissen und Hohlräumen, birgt grosses Potenzial für ein besseres Verständnis der Vorgänge in Halbleitermaterialien und -bauteilen”, sagt Antonia Neels.
Das Steckenpferd des Zentrums für Röntgenanalyse sind allerdings die Life Sciences, in denen immer wieder die Schnittstelle zwischen Mensch und Materialien ausgelotet wird. Denn wenn beispielsweise Wirkstoffe auf menschliche Zellen treffen, kommt es zu molekularen Reaktionen, zu biodynamischen Prozessen. Und in klinischen Studien will man verstehen: Wie und wo wirkt ein Wirkstoff genau? Und genau hier – bei der Beobachtung dynamischer Prozesse im Nanometerbereich und in Echtzeit – entwickelt die moderne Röntgenanalyse ihr volles Potenzial.
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