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Stories – Trends

Trends – Expertensicht

Widerstand gegen die Digitalisierung beseitigt.

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Über Michael Wade

Michael Wade, Professor für Innovation und Strategie an der IMD Business School in Lausanne, Schweiz, ist spezialisiert auf digitale Transformation – definiert als organisatorische Veränderungen durch den Einsatz von digitalen Tools, Technologien und Geschäftsmodellen, die dazu konzipiert sind, die Unternehmungsleistung zu steigern.

Für Michael Wade, Schriftsteller, Professor und “Forscher in allen digitalen Dingen”, wie er sich selbst gerne vorstellt, hat die Covid-19-Pandemie auch positive Aspekte mit sich gebracht. Mit seinem Team sammelt er kontinuierlich unzählige Daten zu Projekten der digitalen Transformation auf der ganzen Welt, und sie haben natürlich auch die Auswirkungen der Pandemie erforscht.

Michael und sein Team haben mitverfolgt, wie sich die Pandemie ausgewirkt hat. “Das Resultat der Forschung ist ziemlich klar”, sagt Michael Wade: Die digitale Transformation von Unternehmen hat sich während der Pandemie deutlich beschleunigt. Indem die Pandemie die Menschen gezwungen hat, von zu Hause aus zu arbeiten, hat sie grosse Widerstände gegen die digitale Transformation gebrochen.

“Die Menschen haben plötzlich das Potenzial gesehen, das digitale Tools und Technologien für ihre Lebens- und Arbeitsweise mit sich bringen können, und das hat viele der Widerstände gegen die digitale Transformation aufgehoben, die es vorher gegeben hat.”

“Die Leute erkannten, dass man auch ausserhalb des Büros sehr effektiv und effizient arbeiten kann, und das eröffnete eine Reihe von Möglichkeiten für die weitere Transformation.” Dies führte zur weit verbreiteten Einführung mehrerer Technologien, die es schon seit Jahren gibt, einschliesslich Videokonferenzen in der Cloud – Initiativen, die oft der erste Vorstoss einer Organisation in die digitale Transformation sind.

Wade beobachtet auch ein grosses Interesse an aufkeimenden Technologien wie Augmented Reality, Blockchain und Künstliche Intelligenz (KI). “Wenn ich eine auswählen müsste, die den grössten Einfluss haben könnte, wäre es KI, denn sie kann sich auf fast alles auswirken, was eine Organisation tut”, sagt er, “aber wir haben dort noch nicht den höchsten Reifegrad erreicht. Die Möglichkeiten werden sich erst in den nächsten Jahren zeigen.”

“Die Menschen haben plötzlich das Potenzial gesehen, das digitale Tools und Technologien für ihre Lebens- und Arbeitsweise mit sich bringen können.”

Die Gewinner und die Verlierer der Pandemie

Wade hat ausführlich zum Thema geschrieben, wie man in Zeiten grosser Veränderungen – wie einer Pandemie – nicht nur überlebt, sondern sich erfolgreich weiterentwickelt. Er glaubt, dass es drei Arten von Unternehmen gibt:

“Ob wir künftig auf der Gewinner- oder der Verliererseite stehen werden, hängt davon ab, ob es uns gelingt, anders und innovativer zu denken.”

Für die letztgenannte Gruppe sagt Wade: “Die Massnahmen, die wir heute ergreifen, werden einen erheblichen Einfluss darauf haben, ob wir zukünftig auf der Gewinnerseite oder auf der Verliererseite stehen werden. Und ich denke, ein wesentlicher Faktor dabei ist der Versuch, anders und innovativer zu denken.”

Wade und sein Team haben Daten gesammelt, die darauf hindeuten, dass zu Beginn der Pandemie – im März und April 2020 – diejenigen Unternehmen am besten abgeschnitten haben, die sich auf die Kontinuität des Geschäfts und die Reduktion von Kosten konzentriert haben. Doch im Sommer hat sich die Dynamik geändert und Unternehmen, die sich auf Innovation konzentriert haben, wurden zu den Spitzenreitern.

Ein gutes Beispiel für diese Verschiebung ist Airbnb. Anfang 2020 hat Airbnb floriert, aber als die Pandemie ausgebrochen ist, hat das Unternehmen innerhalb weniger Wochen 1 Milliarde Dollar an Stornierungen hinnehmen müssen. Durch die Konzentration auf lokale Reisen und längerfristige Aufenthalte, die den Kunden einen Ort bieten, an dem sie die Quarantäne überstehen oder aus der Ferne arbeiten können, hat das Unternehmen die Auswirkungen der Pandemie gemildert.

“In einer Krise ist es wirklich schwer, seine Denkweise zu ändern”, sagt Wade. “Die Sicht wird kurzfristig, weil man überleben muss.” Die Unternehmen, die es geschafft haben, haben sorgfältig über ihre Kompetenzen nachgedacht und dann kreativ überlegt, wo sie diese Fähigkeiten einsetzen könnten, um etwas Neues zu machen.”

Hohe Erwartungen an die digitale Transformation im Jahr 2021

Vor der Pandemie zeigten die von Wade und seinen Kollegen gesammelten Daten, dass bis zu 87 Prozent der digitalen Transformationsprojekte ihre Ziele nicht erreichen. Er erwartet für 2021 eine Verbesserung dieser Rate. “Mein Ausblick auf die digitale Transformation im Jahr 2021 ist positiv, weil ich denke, dass die Pandemie einen Grossteil der Widerstände beseitigt hat, die diese Bemühungen in der Vergangenheit behindert haben”, sagt er, “und weil die Organisationen während der Pandemie an Erfahrung gewonnen haben, was die Digitalisierung betrifft.”